BLATTJAGD: RICHTIG BLATTEN
Inhaltsverzeichnis
Woher kommt die Bezeichnung "Blattjagd"?
Der Begriff „Blattjagd“ stammt daher, dass die früheren Jäger die Rufe vom Rehwild mit einem Buchenblatt imitiert haben. Diese Technik wurde mit der Zeit weiterentwickelt und heute gibt es spezialisierte Lockinstrumente, welche die Töne sehr naturgetreu nachahmen können. Dennoch bleibt der Name bestehen und erinnert an die Ursprünge dieser traditionellen Jagdmethode.
Wie du die Blattjagd richtig blattest und was du dabei beachten musst, erklärt dir Nico Kessler, Geschäftsführer der Hochsitz Akademie GmbH, in diesem Video!
Die richtige Vorbereitung zur Blattjagd
Bevor die eigentliche Blattjagd beginnt, ist es wichtig, das Revier gut zu kennen. Die Böcke markieren ihre Reviergrenzen und legen Plätzstellen an, bei denen sie besonders aktiv sind. Diese Reviergrenzen gilt es vorab zu identifizieren, um die besten Chancen zu haben, mehrere Tiere gleichzeitig anzulocken.
Ein wichtiger Tipp ist, bereits vor der Blattzeit gezielt die Reviergrenzen zu beobachten und zu markieren. Dies erleichtert die spätere Jagd ungemein, da man die Hotspots kennt, an denen das Wild besonders aktiv ist.
Wo im Revier ist der beste Standort für die Blattjagd?
Blatten im Wald
Im Wald bieten schattige Bereiche mit dichter Vegetation, wie ältere Baumbestände mit niedrigem Bewuchs, oft die besten Chancen für eine erfolgreiche Blattjagd. Der Abstand zum Einstand sollte idealerweise zwischen achtzig und hundert Metern liegen, um die Böcke nicht unnötig zu stören.
Sowohl vom Boden als auch von Hochsitzen kann geblattet werden, wobei zu beachten ist, dass Böcke auf kürzere Distanzen von erhöhter Position aus misstrauisch reagieren könnten. Schließlich erwarten sie nicht, dass die Ricken „von oben“ pfeifen. Wird jedoch ausreichend Abstand zum Einstand gehalten, bietet die erhöhte Position zahlreiche Vorteile.
Besonders bewährt hat sich in der Praxis auch der Einsatz eines mobilen Blattstandes, der den Jäger optimal tarnt und flexibel einsetzbar ist.
Blatten im Feld
Im Gegensatz zur Jagd im Wald bietet das Blatten im Feld ein weitaus größeres Sichtfeld. Diese offene Umgebung stellt jedoch die Herausforderung dar, Böcke über größere Entfernungen anzulocken. Hier kann von der Kanzel aus gearbeitet werden, um große Freiflächen zu überblicken. Es empfiehlt sich, mit leiseren Blattrufen zu beginnen, um zu prüfen, ob Böcke im näheren Umfeld reagieren. Wenn ein Bock in größerer Entfernung erspäht wird und auf das Blatten reagiert, ist es wichtig, die Lockrufe nicht zu früh einzustellen. Oftmals kommen die Böcke bei Annäherung in das Revier eines anderen Bocks und ziehen sich zurück, wenn der Anreiz verschwindet.
Die Bedeutung des richtigen Lockinstruments
Ein gutes Lockinstrument sollte immer griffbereit sein – idealerweise um den Hals getragen. In der Hosentasche hat es nichts zu suchen, da es schnell verstopfen kann. Ein empfehlenswertes Modell ist der Rehblatter von der Lockschmiede, der in der neuesten Version noch einmal deutlich verbessert wurde. Es ist wichtig, dass das Instrument jederzeit einsatzbereit ist, um im richtigen Moment den passenden Ton abgeben zu können.
Ein weiterer Tipp: Es lohnt sich, verschiedene Lockinstrumente auszuprobieren, um dasjenige zu finden, das einem am besten liegt und die authentischsten Töne erzeugt.
Die Wahl der richtigen Töne
Die Blattjagd ist keine hektische Angelegenheit – sie erfordert Ruhe und Geduld. Der Rickenfiepton, der den Standort des Wildes signalisiert, ist einer der wichtigsten Töne, um den Rehbock anzulocken. Hierbei sollte man stets darauf achten, nicht zu viel und nicht zu laut zu blatten, um den natürlichen Eindruck zu wahren.
Die Rickenfieptöne sollten in kurzen Sequenzen abgegeben werden, gefolgt von Pausen, in denen man auf Reaktionen aus der Umgebung wartet. Tipp: Der richtige Rhythmus beim Blatten ist entscheidend – weniger ist oft mehr. Zwischen den Tönen sollte man dem Bock genug Zeit lassen, um sich zu orientieren und zu reagieren.
Das Verhalten der Ricke imitieren
Ein zentraler Aspekt der Blattjagd ist es, das Verhalten der Ricke so natürlich wie möglich nachzuahmen. Eine Ricke bleibt nicht an einem festen Ort stehen, sondern bewegt sich, während sie fiept. Daher ist es empfehlenswert, sich selbst leise zu bewegen, um den Eindruck einer wandernden Ricke zu erwecken.
Eine geeignete Tarnung und das Nutzen von Deckungen sind hierbei von großer Bedeutung. Die Bewegung sollte ruhig und gleichmäßig sein, und man sollte darauf achten, stets in Deckung zu bleiben, um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem ist es sinnvoll, die Windrichtung im Auge zu behalten, um den eigenen Geruch vom Rehbock fernzuhalten.
Der Sprengfiep – Wenn die Ricke getrieben wird
Ein weiterer wichtiger Ton ist der sogenannte Sprengfiep, der verwendet wird, wenn die Ricke bereits von einem Bock getrieben wird. Dieser Ton ist lauter und intensiver als der normale Fiepton und signalisiert dem territorialen Bock, dass sich ein anderer Bock in seinem Revier befindet. Dies kann den Bock zusätzlich provozieren und ihn dazu veranlassen, sich der vermeintlichen Ricke zu nähern.
Unser Tipp: Der Sprengfiep sollte sparsam eingesetzt werden, um nicht zu viel Unruhe zu erzeugen. Ideal ist es, den Sprengfiep erst dann zu nutzen, wenn bereits Reaktionen auf den normalen Fiepton zu erkennen sind.
Der Angstschrei als letztes Mittel
Falls der Bock trotz aller Bemühungen nicht reagiert oder abspringt, kann der sogenannte Angstschrei eingesetzt werden. Dieser dramatische Ton sollte jedoch nur sparsam verwendet werden – maximal zweimal innerhalb kurzer Zeit. Wenn der Rehbock danach nicht zusteht, ist es ratsam, die Position zu wechseln und es an einem anderen Ort erneut zu versuchen.
Übrigens, der Angstschrei sollte besonders emotional klingen, um die Aufmerksamkeit des Bocks zu gewinnen. Es ist wichtig, den richtigen Moment abzupassen, um diesen Ton einzusetzen, und danach Geduld zu bewahren.
Welche Blatter gibt es?
Es gibt eine Vielzahl von Lockinstrumenten, die in der Blattzeit verwendet werden können. Zu den traditionellen Geräten gehören Blatter aus Holz oder Kunststoff, die durch ihre einfache Handhabung und authentischen Klang überzeugen. Die modernen Rehblatter, wie zum Beispiel von der Lockschmiede, ermöglichen präzise Töne und sind häufig in verschiedenen Ausführungen erhältlich, die speziell an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können.
Einige Jäger schwören auch auf Mundblatter, die man direkt zwischen die Lippen nimmt, um die Rufe möglichst natürlich klingen zu lassen. Das wichtigste ist, ein Instrument zu finden, das gut zu den eigenen Fähigkeiten passt und dessen Töne überzeugend wirken.
Beim Blatten kommt es besonders auf die richtige Technik und den passenden Rhythmus an. Der Rickenfiep sollte in kurzen, sanften Sequenzen gespielt werden, um den Eindruck einer ruhigen Ricke zu vermitteln. Zwischen den Fieptönen sind Pausen entscheidend, damit der Bock die Gelegenheit hat, sich auf den Ton zu konzentrieren und sich auf den Weg zu machen.
Übermäßiges und hektisches Blatten kann abschreckend wirken, weshalb es gilt, mit Bedacht vorzugehen. Beginne mit leisen Tönen und steigere die Intensität nur langsam. Es kann auch hilfreich sein, die Lautstärke der Töne je nach Reaktion vom Wild anzupassen – weniger ist oft mehr, und Geduld ist bei der Blattjagd entscheidend.
Ausrüstung für die Blattjagd
Für eine erfolgreiche Jagd benötigt der Jäger die richtige Ausrüstung. Neben einem passenden Lockinstrument sollte auch die Tarnkleidung sorgfältig gewählt werden, um optimal in die Umgebung zu passen. Ein mobiler Blattstand kann hilfreich sein, um flexibel zu bleiben. Zudem ist eine geeignete Waffe essenziell, die leicht zu handhaben ist und über die nötige Präzision verfügt.
Die Tarnung bei der Blattjagd
Eine gute Tarnung ist bei der Blattjagd unerlässlich, um vom Rehwild nicht entdeckt zu werden. Tarnkleidung sollte der Umgebung angepasst sein – im Wald sind gedeckte Grüntöne und Camouflage-Muster ideal, während im Feld eher gelblich-braune Farben verwendet werden sollten, die sich an die Vegetation anpassen.
Neben der Kleidung sind auch die Bewegungen wichtig: Der Jäger sollte möglichst ruhig und gleichmäßig agieren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Eine mobile Tarnung, wie zum Beispiel ein Blattstand, kann dabei helfen, die eigene Silhouette aufzulösen und mit der Umgebung zu verschmelzen. Auch das Vermeiden von stark reflektierenden Oberflächen oder Geräuschen trägt maßgeblich zum Jagderfolg bei.
Die richtige Waffe für die Blattjagd
Die Wahl der richtigen Waffe spielt bei der Jagd eine wesentliche Rolle. Ideal beim Blatten sind leichte und handliche Büchsen, die auch bei längeren Märschen bequem mitgeführt werden können. Kaliber wie das .223 Remington oder das .243 Winchester haben sich aufgrund ihrer Präzision und geringen Rückstoßwirkung bewährt.
Zudem sollte das Zielfernrohr eine ausreichende Vergrößerung bieten, da der Schuss oft über eine gewisse Distanz abgegeben wird. Eine variable Vergrößerung, beispielsweise von 3-12x, ermöglicht eine flexible Anpassung an die jeweilige Jagdsituation. Wichtig ist auch ein verlässlicher Schalldämpfer, der nicht nur den Knall reduziert, sondern auch das Rehwild weniger verschreckt und dem Jäger die eigene Wahrnehmung des Umfelds erleichtert.
Der richtige Tag, um zu blatten
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Blattjagd ist die Wahl des richtigen Tages. Besonders während der Hochbrunft, wenn die meisten Böcke bereits bei weiblichen Stücken stehen, ist es schwierig, einen Bock zu locken. Zu diesen Zeiten ist es sinnvoll, den Kitzfiep einzusetzen, um die Aufmerksamkeit der Ricke zu gewinnen.
Nach der Brunftzeit, wenn die meisten weiblichen Stücke bereits beschlagen sind, bieten sich gute Gelegenheiten, da Böcke weiterhin auf der Suche nach paarungsbereiten Ricken oder Schmalrehen sind.
Unsere Tipps für die erfolgreiche Blattjagd
Die Blattjagd erfordert neben dem richtigen Timing auch eine gute Kenntnis des Reviers und eine sorgfältige Vorbereitung. Die Wahl des richtigen Lockinstruments, das Beherrschen der verschiedenen Töne und die natürliche Nachahmung des Verhaltens der Ricke sind entscheidend für den Erfolg. Es gibt verschiedene Techniken und Herangehensweisen, und jeder Jäger muss seinen eigenen Weg finden. Wichtig ist es, geduldig zu bleiben und auf die Zeichen der Natur zu achten.
Wir haben einige bekannte Tipps zusammengestellt:
Übung macht den Meister – vor Beginn der Blattjagd ist es sinnvoll, die verschiedenen Töne zu Hause zu üben und sicherzustellen, dass man sie im entscheidenden Moment perfekt beherrscht.
Rehwild als lebendes Lockbild nutzen: Wenn eine Ricke auf die ersten Kitzrufe am Einstandsrand erscheint, bleibe ruhig und warte ab. Abbaumen würde zu viel Unruhe erzeugen. Böcke kommen oft zu den Geißen, sodass die Ricke als „lebendes Lockbild“ genutzt werden kann. Sobald sie etwas weiter vom Stand weggezogen ist, blatte erneut, diesmal mit dem Sprengfiep.
Junger Bock steht zu: Wenn ein junger Bock auf eine Serie von Schmalreh-Fieptönen hin zusteht, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und zunächst keine weiteren Lockrufe zu verwenden. Bei gut einsehbarem Gelände lasse den jungen Bock wegziehen und blatte erneut. Junge Böcke springen häufig mehrfach, wenn sie nicht vergrämt werden. Der Platzbock könnte dadurch aufmerksam werden und aus der Deckung kommen.
Alter Bock jagt jungen Bock: Wenn nach einigen Fieptönen ein junger Bock erscheint und kurz darauf ein älterer, territorialer Bock diesen verfolgt, bring die Waffe sofort in Anschlag. Versuche, den älteren Bock durch weitere Sprengrufe oder nachgeahmtes Schrecken zum Verhoffen zu bringen. Wenn dies nicht gelingt, warte 15 Minuten und starten dann eine weitere Serie von Sprengrufen.
Geiß mit Kitzen vor Blattstand: Eine Geiß mit Kitzen, die energisch auftritt, kann eine gute Situation darstellen, um heimliche Böcke anzulocken. Bleibe ruhig sitzen und vermeide Bewegungen. Lass die Geiß und die Kitze wegziehen und versuche es erneut mit Sprengrufen. Selbst wenn die Geiß mehrfach schreckt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass kein Bock in der Nähe ist.
Alter Bock treibt Rehwild oder steht bei Ricke: Beobachte, wohin sich ein treibendes Rehpärchen bewegt. Versuche, mit Kitzfiepen die Aufmerksamkeit des Rehwildes zu gewinnen, da diese oft vorsichtiger ist als der Bock. Wenn die Ricke auf die Rufe reagiert, wird der Bock in der Regel folgen. Sollte die Ricke die Richtung ändern, beobachte weiter und wechsel gegebenenfalls den Standort.
Schreckendes Rehwild: Wenn beim Angehen des Blattstandes Rehwild schreckt, bedeutet dies nicht zwangsläufig das Ende der Chancen. Bleibe ruhig sitzen und warte mindestens 15 Minuten. Beginne dann mit einer zaghaften Kitzfiep-Serie und steiger diese langsam bis zum Sprengfiep. Oft lässt sich der territoriale Bock dadurch doch noch zum Zustehen bewegen.
Sichernder und vorüberziehender Bock: Wenn der Rehbock zwar auf die Blattarien reagiert, aber immer hinter einem Baum verhofft und schließlich abzieht, ist es hilfreich, mit einem „Schrei-Konzert“ seine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Falls er nicht sofort umkehrt, warte drei bis fünf Minuten und versuchen es erneut mit einer Kombination aus Sprengrufen und Geschreien. Das zusätzliche Knacken von Ästen oder das Imitieren von Plätzgeräuschen kann ebenfalls helfen, den Bock aus der Deckung zu locken.
FAQ – Blattjagd
Ein Garten oder angrenzende Grünflächen können interessante Orte für die Blattjagd sein, besonders wenn sie an Wälder oder Felder grenzen. Rehwild nutzt solche Bereiche oft als Nahrungssuche oder Rückzugsort, was eine gute Gelegenheit für die Blattjagd bietet.